Garantien & Haftung – Worauf Search Funds bei Verträgen achten
Garantien (auch: "Warranties") sind das Rückgrat jedes Unternehmenskaufvertrags. Sie sichern dem Käufer zu, dass bestimmte Zustände im Unternehmen bestehen – und eröffnen im Schadensfall Ansprüche. Doch welche Garantien sind üblich? Und wie weit reicht die Haftung?
Fundamental vs. Operative Garantien
Man unterscheidet zwischen sogenannten Fundamentalgarantien (z.B. rechtmäßiges Eigentum an den Anteilen) und operativen Garantien (z.B. zur Ordnungsmäßigkeit der Buchhaltung). Erstere sind unverzichtbar und meist mit voller Haftung bis zur Höhe des Kaufpreises abgesichert. Für operative Garantien hingegen gelten üblicherweise Einschränkungen: etwa durch Wissenklauseln oder Haftungslimits.
"Nach bestem Wissen" – Die Rolle der Kenntnisstandqualifikation
Ein weiterer Kernpunkt bei der Kaufpreisgestaltung ist der Bewertungszeitpunkt. Hier konkurrieren zwei Modelle: "Locked Box" und "Closing Accounts". Bei der Locked Box wird der Kaufpreis auf Basis eines Stichtags in der Vergangenheit ermittelt – meist der letzte geprüfte Jahresabschluss. Zwischen Stichtag und Closing gehören Gewinne und Verluste wirtschaftlich dem Käufer. Wichtig: Verkäufer garantieren in der Regel, dass in dieser Zeit keine "Leakages" stattfinden, also keine nicht vereinbarten Entnahmen erfolgen.
Im Gegensatz dazu basiert das "Closing Accounts"-Modell auf der tatsächlichen Vermögenslage am Closing-Tag. Der vorläufige Kaufpreis wird nachträglich auf Basis einer Schlussbilanz angepasst. Laut Rödl & Partner nutzen etwa 45 % der deutschen Deals Closing Accounts mit Kaufpreisanpassung, insbesondere wenn hohe Volatilität besteht.
Haftungsgrenzen: de minimis, Basket und Cap
Typischerweise enthält der Kaufvertrag dreistufige Haftungsgrenzen:
de minimis: Einzelne Schäden unter bspw. 10.000 EUR werden nicht geltend gemacht
Basket: Nur wenn alle Schäden zusammen über eine Schwelle (z. B. 1 % des Kaufpreises) hinausgehen, haftet der Verkäufer
Cap: Die Gesamthaftung ist auf einen Maximalbetrag begrenzt, meist 10–25 % des Kaufpreises
Laut Marktanalyse von Rödl & Partner liegt die durchschnittliche Cap bei rund 20 % für operative Garantien. Für Steuerfreistellungen oder Eigentumsgarantien gelten meist separate, deutlich höhere Limits.
Wie lange gilt die Haftung?
Operative Garantien verjähren meist nach 12–24 Monaten. Steuerliche Risiken oder Altlasten unterliegen längeren Fristen – bis zu 10 Jahre sind möglich. Wichtig ist eine klare Abgrenzung im Vertrag.
Sicherung der Haftung: Escrow & W&I Versicherung
Um Käufer abzusichern, wird in ca. 30–40 % der Deals ein Treuhandkonto eingerichtet, wie Studien von PwC zeigen. Alternativ kann eine W&I (Warranty & Indemnity) Versicherung abgeschlossen werden – besonders bei Deals mit professionellen Investoren. Laut einer Studie von AON („Transaction Risk Report 2023“) werden rund 60 % der größeren Transaktionen durch W&I-Policen abgesichert – im Small-Cap-Segment nimmt das ebenfalls zu.
Gerade für Search Funds mit institutionellem Rückhalt ist eine W&I-Versicherung eine attraktive Lösung sein, um Risiken zu decken und Verkäufer zu entlasten.
Fazit: Klar definierte Garantien, sinnvolle Schwellenwerte und professionelle Absicherung schaffen Vertrauen – und vermeiden Streitigkeiten nach Closing.