Nachfolge auf der Zielgeraden: Zwischen Signing und Closing mit Search Funds
In vielen M&A-Deals vergeht zwischen Vertragsunterzeichnung (Signing) und tatsächlichem Vollzug (Closing) eine kritische Phase. Gerade im deutschen Mittelstand kann hier viel passieren – und genau das sollte der Kaufvertrag absichern.
Wichtige Schritte bis zum Ende
Die sogenannten Closing Conditions definieren, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Typische Bedingungen:
Zustimmung von Behörden (z. B. Kartellamt)
Einholung von Zustimmungen Dritter bei Change-of-Control-Klauseln
Übertragung zusätzlicher Assets
Kein Eintritt eines "Material Adverse Change" (MAC), also keine schwerwiegende negative Entwicklung im Unternehmen
Laut der CMS European M&A Study 2023 enthalten rund 50 % der Deals MAC-Klauseln – Tendenz steigend. Gerade Search Funds, die oft auf Fremdkapitalfinanzierung setzen, müssen sicherstellen, dass alle Closing Conditions klar und durchführbar sind – um die Finanzierung nicht zu gefährden.
Verkäufer haben mehr Rechte als man vermutet
Der Verkäufer verpflichtet sich, das Unternehmen im "ordinary course of business" weiterzuführen. Das heißt: keine ungewöhnlichen Maßnahmen, keine Ausschüttungen, keine neuen Schulden. Oft bedürfen größere Maßnahmen (z. B. Investitionen > 50.000 EUR) der Zustimmung des Käufers.
Informations- und Zustimmungspflichten
Der Käufer erhält während dieser Phase ein Einsichts- und Informationsrecht. Zudem müssen wichtige Ereignisse (z. B. Kundenverlust, neue Rechtsstreitigkeiten) unverzüglich gemeldet werden.
Non-Compete und Mitarbeiterbindung
Viele Verkäufer verpflichten sich für 2–3 Jahre, kein Konkurrenzunternehmen zu gründen oder Kunden abzuwerben. Laut BGH-Rechtsprechung ist das kartellrechtlich zulässig, sofern sachlich und zeitlich angemessen. Auch Regelungen zur Fortführung von Arbeitsverhältnissen – insbesondere in familiengeführten Betrieben – werden oft individuell vereinbart. Gerade für Search Funds, die als Nachfolger oft operativ im Unternehmen aktiv sind, ist die Bindung von Schlüsselmitarbeitern ein zentrales Element für Kontinuität und Geschäftserfolg.
IP-Rechte – ein unterschätzter Risikofaktor
Insbesondere bei Dienstleistungs- oder Softwareunternehmen ist klarzustellen, wem relevante Marken, Domains oder Quellcodes gehören. Der Kaufvertrag sollte klare Regelungen zur Übertragung oder Lizenzierung enthalten.
Fazit: Auf die Details kommt es an
Die Phase zwischen Signing und Closing ist keine Leerlaufzeit – sondern voller rechtlicher und wirtschaftlicher Risiken. Wer hier klare Regeln im Vertrag definiert, schützt sich vor bösen Überraschungen.