Externe Modelle der Unternehmensnachfolge im Vergleich
In der Nachfolge kleiner und mittelständischer Unternehmen stehen Verkäufer häufig vor einer komplexen Entscheidung: Wer ist der richtige Nachfolger? Und welches Modell bietet neben einem passenden Käufer auch Sicherheit, Verlässlichkeit – und einen fairen Kaufpreis?
Zwei häufige Wege sind das klassische Management-Buy-In (MBI) durch einen externen Manager und die Übernahme durch einen sogenannten Search Fund. Beide Modelle bringen externe Unternehmer in Stellung, unterscheiden sich jedoch erheblich in Struktur, Finanzierungslogik und psychologischer Wirkung auf den Verkäufer. Warum Search Funds dabei zunehmend an Attraktivität gewinnen – gerade aus Verkäufersicht – zeigen wir in diesem Beitrag.
Klassische Search Funds als Nachfolgemodell
Ein Search Fund ist ein strukturiertes Nachfolgemodell, bei dem ein junger, meist MBA-ausgebildeter Unternehmer – der „Searcher“ – zunächst Investorenkapital einsammelt, um sich über zwei bis drei Jahre vollzeit auf die Suche nach einem geeigneten Unternehmen zu machen. Findet er ein passendes Ziel, stellen dieselben Investoren zusätzlich das Eigenkapital für den Unternehmenskauf bereit. Laut der aktuellen Stanford Search Fund Study 2024 sind weltweit bereits über 680 solcher Fonds entstanden. Die durchschnittliche IRR der realisierten Deals liegt bei beeindruckenden 35,1 % – ein starker Indikator für den Erfolg des Modells.
Management-Buy-In vs. Search Fund: Zwei Wege, ein Ziel – aber große Unterschiede
Ein klassischer MBI-Kandidat ist in der Regel ein erfahrener Manager, der aus der Industrie kommt, Eigenkapital mitbringt und meist mit Banken oder Private-Equity-Fonds die Finanzierung stemmt. Die Unterschiede zum Search Fund werden vor allem bei der Finanzierungsstruktur deutlich:
Beim Search Fund-Modell stammt das Eigenkapital typischerweise von externen Investoren. Die Suchphase wird dabei vollzeitlich und durch eben diese Finanzierung getragen. Beim Unternehmenskauf akzeptieren Verkäufer im Schnitt etwa 22 % des Kaufpreises als Verkäuferdarlehen; ein Earn-out kann auf Wunsch eingebaut werden, ist aber kein Muss. Rund 75 bis 80 Prozent des Gesamtpreises werden bereits beim Closing bar bezahlt. Laut Jim Sharpe, einem der führenden Experten im Search-Fund-Bereich, erhalten Verkäufer bei Search-Fund-Deals im Schnitt rund 78 % des Kaufpreises direkt bei Vertragsunterzeichnung – eine deutlich höhere Cash-Komponente als bei vielen MBI-Modellen.
Beim klassischen Management-Buy-in (MBI) bringt hingegen der künftige Manager das Eigenkapital selbst auf. Die Suche nach einem Zielunternehmen läuft häufig nebenberuflich. Verkäuferdarlehen machen hier meist mehr als 35 Prozent des Kaufpreises aus, und ein Earn-out ist oft ein wesentlicher Bestandteil des Deals. Beim Closing fließt in der Regel etwas mehr als die Hälfte des Kaufpreises als sofort verfügbares Bargeld.
Vorteile durch Search Funds für Verkäufer
Mehr Liquidität bei Vertragsabschluss
Gerade im deutschen Mittelstand ist es üblich, dass ein signifikanter Teil des Kaufpreises über Verkäuferdarlehen oder Earn-Outs gestreckt wird – vor allem, wenn Banken hohe Anforderungen an die Kreditvergabe stellen. Bei Search Funds ist das anders: Das Investorennetzwerk stellt das nötige Eigenkapital, sodass ein deutlich höherer Anteil des Kaufpreises sofort fließt. Die IHK München schreibt dazu: „Seniorunternehmer können davon ausgehen, dass die Finanzierung des Kaufpreises keine allzu große Hürde darstellt, weil die Investoren auch dafür Mittel zur Verfügung stellen.“
Planungssicherheit und Geschwindigkeit
Sucher arbeiten hauptberuflich und exklusiv an der Übernahme. Sobald ein passendes Zielunternehmen gefunden ist, erfolgt der Prozess professionell und zügig: LOI, Due Diligence, Vertragsverhandlung – alles abgestimmt mit dem Investorenkreis. Der Verkäufer hat mit einem verlässlichen Ansprechpartner zu tun, nicht mit einem Bewerber, der erst noch seine Finanzierung sichern muss.
Langfristige Perspektive statt Exit-Strategie
Während Private-Equity-getriebene MBI-Modelle oft einen Exit nach 4–7 Jahren planen, gehen Searcher mit dem Ziel in die Übernahme, das Unternehmen langfristig zu führen. Für viele Inhaber ist das ein entscheidendes Argument: Sie wollen einen Nachfolger, der bleibt – nicht den nächsten Verkäufer.
Mentorennetzwerk statt Einzelkämpfer
Search Funds bringen nicht nur Kapital, sondern auch Know-how. Die Investoren sind erfahrene Unternehmer, ehemalige Berater oder Führungskräfte. Nach dem Kauf stehen sie dem Nachfolger als Mentoren oder Beiräte zur Seite. Für Verkäufer bedeutet das: Ihr Lebenswerk wird nicht nur von einem engagierten Unternehmer übernommen, sondern erhält zusätzlich ein professionelles Unterstützungsumfeld.
Eine moderne Lösung für eine klassische Herausforderung
Search Funds sind kein Wundermittel – aber sie bieten einen hochstrukturierten, gut finanzierten und vertrauenswürdigen Weg der Unternehmensnachfolge. Für Verkäufer, die neben einem fairen Preis auch auf Werte, Kontinuität und ein langfristiges Engagement setzen, ist das Modell eine äußerst attraktive Alternative zum klassischen MBI.